Am 27.6.2016 berichtete die Redakteurin Stephanie Giesecke in den Wolfsburger Nachrichten über Keimbefund im Wolfsburger Trinkwasser. Die Aussage des Artikels war, dass sich „Normalverbraucher“ keine sorgen machen müssen. Ich habe 4 X versucht, die verantwortliche Redakteurin zu kontaktieren, um einmal persönlich zu fragen, ob die veröffentlichten Informationen einfach nur so wiedergegeben wurden, oder ob EIGENE Recherchen durchgeführt wurden. Leider hatte ich keinen Erfolg, weil die Redakteurin immer unterwegs war. 

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Den Originalartikel, auf den sich dieses Posting bezieht, finden Sie unter:
http://www.wolfsburger-nachrichten.de/lokales/Wolfsburg/keime-im-wolfsburger-leitungswasser-id2347091.html

Meiner Meinung nach hat die Redakteurin gründlich recherchiert aber nur die Meinungen der verantwortlichen Personen weitergegeben. Und so ist auch in diesem Fall wieder zu erkennen, dass sich auf Informationen verlassen wird, die „Verantwortliche“ von sich geben, ohne selber noch einmal in die Tiefe zu gehen.

Es wird – wie so oft – nicht auf die Fragen der Bürger eingegangen. Anders lässt sich nicht erklären, warum die Wolfsburger Nachrichten zwar eine Kommentarfunktion unter jedem Artikel anbieten, auf Fragen der Bürgerinnen und Bürger jedoch nicht eingegangen wird.

Die Frage von „Angela (Gast) lautete zum Beispiel: „warum schreibt man das alles wenn man sich keine Sorgen machen muss???“. Hierauf wurde keine Antwort gegeben. Schade eigentlich.

Ein anderer Kommentar von S (Gast) lautete: „Die erste auffällige Probe im Mai? Und jetzt erst wird es der Öffentlichkeit zugetragen?! Das ist eine Frechheit! Der Parameterwert liegt bei 0 auf 100ml. Eine Information zu den am schlimmsten betroffenen Stadtgebieten wäre ja auch von Vorteil für die Betroffenen!“

Am 27.6. (vor über drei Wochen) habe auch ich einen Kommentar dort hinterlassen. Diesen Kommentar möchte ich Ihnen nicht vorenthalten:

Das Umweltbundesamt definiert die hier beschriebene systemische Verunreinigung als STÖRFALL. Der Grenzwert für Coliforme Keime im Trinkwasser beträgt NULL. Das alleinige Vorkommen dieser Keimgattung führt zu der Bewertung, dass es sich NICHT mehr um Trinkwasser handelt. (Quelle: https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/377/dokumente/coliforme_bakterien.pdf)

Vielleicht haben Sie nicht die Zeit, den kompletten Artikel zu lesen, doch gerne erkläre ich Ihnen, warum ÜBERHAUPT ein entsprechender Artikel in den Nachrichten für Wolfsburg erschienen ist: NICHT, weil die Redakteurin hier etwas außergewöhnliches recherchiert hat, sondern weil die Wasserversorger aus Wolfsburg verpflichtet sind, Vorkommnisse dieser Art (Krankenhaus betroffen!) zu melden und in Öffentlichkeit bekannt zu machen – was bleibt da Besseres als es über die lokale Zeitung zu kommunizieren?  Da passt es natürlich, dass man einen Artikel dieser Art veröffentlicht und die Gefahr „herunterspielt“. Soll heißen: Die Öffentlichkeit fasst diesen Artikel als „normale Berichterstattung“ der Zeitung auf, doch in Wirklichkeit handelt es sich um einen Artikel, den das Umweltbundesamt in diesem Fall (gemäß Verweis oben) vorschreibt.

Das Trinkwasser in Wolfsburg entsprach NICHT der Trinkwasserverordnung. Das ist Fakt. Alle danach vorgenommenen Schritte sind vom Umweltbundesamt vorgegeben worden!

In vorhergehenden Artikeln habe ich erwähnt, dass oftmals Redakteure „mißbraucht“ werden und Artikel zu Themen schreiben, bei denen Fachkompetenz zum Thema Trinkwasser und Keimen im Trinkwasser gefordert ist, diese Fachkompetenz aber nicht gewährleistet ist. In diesem Fall (regionale Nähe) lag mir das Thema sehr am Herzen – und leider habe ich die verantwortliche Redakteurin Stephanie Giesecke nicht erreicht.

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Am 14.7.2016 berichten die Wolfsburger Nachrichten unter
http://www.wolfsburger-nachrichten.de/lokales/Wolfsburg/trinkwasser-keimquelle-gefunden-id2365707.html
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ass das Wolfsburger Wasser „auch weiterhin unbedenklich konsumiert werden kann.“ WOW! Nach einer Einstufung als Störfall durch das Umweltbundesamt finde ich (ICH!) es schon sehr bedenklich, dass hier behauptet wird, dass das „Wolfsburger Wasser“ (Anmerkung: Experten würden von TRINKWASSER sprechen…) somit weiterhin (?) unbedenklich konsumiert werden kann.

Fazit: Das Trinkwasser in Wolfsburg entsprach NICHT der Trinkwasserverordnung und wird vom Umweltbundesamt als Störfall eingestuft. Das Wasser, welches die Wolfsburger Bürgerinnen und Bürger aus den Leitungen bezogen haben (in den betroffenen Gebieten) war KEIN Trinkwasser.

Ich kann nicht verstehen, warum die Zeitungen (in diesem Fall die Wolfsburger Nachrichten) mit diesem Thema so leichtfertig umgehen und sich als öffentliches Organ instrumentalisieren lassen. Schließlich waren die Trinkwasser-Lieferanten in Wolfsburg VERPFLICHTET, die Öffentlichkeit zu informieren (laut Umweltbundesamt, siehe oben).

Und falls Stephanie Giesecke diesen Bericht liest, freue ich mich gerne über Feedback. Gerne hätte ich vorher geklärt, warum die Wolfsburger Nachrichten so berichten, doch leider konnte ich die Redakteurin nicht erreichen.